Etikette bedeutet sozial und kulturell angemessenes Verhalten.

Die Beachtung der balinesischen Etikette zeigt Respekt.

Bali ist sehr tolerant – zu tolerant?

Die Balinesen sind unglaublich tolerant, gastfreundlich und schätzen es sehr, wenn Besucher ihre tief verwurzelten Bräuche respektieren. Sie sind stolz auf ihre Traditionen und halten sich streng an ihre gesellschaftlichen und familiären Verhaltensregeln.

Bali zieht Besucher aus aller Welt an – manche sehen die Insel leider nur als Party-Destination. Viele interpretieren die Toleranz der Balinesen als Freifahrtschein, sich ohne Rücksicht auf die lokalen Werte zu verhalten.

Es ist verständlich, dass man im Urlaub entspannen möchte, doch es wäre wünschenswert, wenn Besucher gewisse Grenzen respektieren. Leider führt die Mischung aus Urlaubsstimmung, tropischer Hitze, Testosteron, Alkohol und manchmal Drogen oft zu problematischen Situationen, mit denen die Balinesen täglich konfrontiert sind.

In letzter Zeit kursierten besorgniserregende Videos in den sozialen Medien, die „unangemessenes Verhalten“ von Touristen auf Bali zeigen. Der Gouverneur der Insel reagierte darauf mit strengen Maßnahmen und forderte Verwaltung und Polizei zu härterem Durchgreifen auf. Diese viralen Videos zeigen unter anderem Touristen, die sich in der Öffentlichkeit entkleiden, respektloses Verhalten in Tempeln und heiligen Stätten, häufige Verkehrsverstöße (keine Helme, oben ohne fahren), aggressive Auseinandersetzungen mit der Polizei, Trunkenheit am Steuer und andere Formen von rücksichtlosem Verhalten. Auch wenn dies nicht die Mehrheit der Besucher betrifft, erhalten solche Vorfälle durch soziale Medien immer mehr Aufmerksamkeit.

Als Reaktion darauf hat die balinesische Verwaltung offizielle Verhaltensregeln für internationale Besucher UND ausländische Einwohner veröffentlicht. Diese Richtlinien wurden eingeführt, um respektloses Verhalten zu vermeiden und die kulturelle Integrität Balis zu bewahren, während gleichzeitig die Qualität des Tourismus auf der Insel hochgehalten wird.

Offizielle Touristenrichtlinien für Bali – Was du tun und lassen solltest auf der Insel der Götter. Herausgegeben von der Balinesischen Regierung

Erlaubt

  • Respektiere die Heiligkeit von Tempeln, Pratimas (heilige Statuen) und religiösen Symbolen
  • Achte mit Respekt auf Bräuche, Traditionen, Kunst, Kultur und das lokale Wissen der Balinesen während religiöser Zeremonien und Rituale
  • Kleide dich angemessen, respektvoll und der Umgebung entsprechend, wenn du heilige Stätten, Sehenswürdigkeiten oder öffentliche Plätze besuchst oder an Aktivitäten in Bali teilnimmst
  • Verhalte dich höflich an heiligen Orten, touristischen Attraktionen, in Restaurants, Einkaufszentren, auf Straßen und in anderen öffentlichen Bereichen
  • Nutze lizenzierte Reiseführer, die mit den natürlichen Gegebenheiten, Traditionen und dem lokalen Wissen der Balinesen vertraut sind, wenn du Sehenswürdigkeiten besuchst
  • Tausche Fremdwährungen nur bei autorisierten Wechselstuben (Banken und lizenzierte Anbieter), die eine offizielle Genehmigungsnummer und ein QR-Code-Logo der Bank Indonesiens vorweisen
  • Nutze für Zahlungen den Indonesian Standard QR Code (QRIS)
  • Zahle in Indonesien ausschließlich mit der Landeswährung Rupiah
  • Halte dich an die geltenden Verkehrsregeln in Indonesien: Besitze einen gültigen internationalen oder nationalen Führerschein, beachte Verkehrsregeln, trage angemessene Kleidung, einen Helm, respektiere Verkehrsschilder, überschreite nicht die zulässige Passagierzahl und fahre nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss
  • Nutze nur straßentaugliche, offiziell registrierte Autos oder legal betriebene Zweiräder von lizenzierten Verleihfirmen oder Organisationen
  • Übernachte nur in Unterkünften, die über die erforderlichen behördlichen Genehmigungen verfügen
  • Halte dich an alle spezifischen Regeln, die für jede Sehenswürdigkeit und touristische Aktivität gelten

Verboten

  • Das Betreten heiliger Bereiche ohne Erlaubnis: Meide das Utamaning Mandala und das Madyaning Mandala – heilige und geweihte Stätten wie Tempel (Pura) und Schreine (Pelinggih), es sei denn, du nimmst an einer balinesischen Zeremonie teil. In diesem Fall ist angemessene Kleidung vorgeschrieben, und der Zutritt während der Menstruation ist untersagt
  • Berühre keine heiligen Bäume
  • Verhalte dich nicht respektlos an heiligen Stätten: Klettere nicht auf Tempelstrukturen und mache keine unangemessenen oder freizügigen Fotos
  • Verschmutze keine Seen, Quellen, Flüsse, Meere oder öffentliche Plätze
  • Verwende keine Einwegkunststoffe wie Plastiktüten, Styropor und Plastikstrohhalme
  • Vermeide beleidigende Sprache, respektloses Verhalten oder aggressives Auftreten gegenüber Behörden, der lokalen Bevölkerung und anderen Touristen – sowohl persönlich als auch in sozialen Medien, einschließlich der Verbreitung von Hassreden und Falschinformationen
  • Arbeite oder betreibe kein Geschäft ohne die erforderlichen Genehmigungen der zuständigen Behörden
  • Beteilige dich nicht an illegalen Aktivitäten, einschließlich des Handels mit verbotenen Waren wie geschützten Tier- und Pflanzenarten, kulturellen Artefakten, heiligen Objekten oder illegalen Drogen

Wissenswertes für deinen Besuch auf Bali – Bräuche und Umgangsformen

Bali – Hinduistische Kultur

Über Generationen überlieferte Glaubensvorstellungen, Werte und Rituale prägen die indonesische Tradition. Doch Indonesien ist nicht nur eine Inselgruppe – es ist ein riesiger Archipel mit Tausenden von Inseln und über 300 ethnischen Gruppen. Es werden mehr als 700 lebende Sprachen gesprochen, und obwohl es Gemeinsamkeiten im sozialen Umgang gibt, hat jede Insel ihre eigenen Traditionen. Auch Bali bildet da keine Ausnahme. Die Mehrheit der Balinesen ist hinduistisch, deshalb unterscheidet sich die Kultur und Lebensweise der Insel stark von der ihrer muslimischen Nachbarn. Besuche unseren Kultur-Guide

Balis Traditionen sind faszinierend und einzigartig. Wer die lokale Kultur respektiert und ein paar Regeln beachtet, wird schnell Sympathie und Respekt der Balinesen gewinnen. Außerdem freuen sich die Einheimischen besonders, wenn du ein paar Worte Indonesisch sprichst. Schon ein paar freundliche Worte können viel bewirken. Hier ein Überblick über einige wichtige Traditionen, die dir helfen werden, mit den Balinesen in Kontakt zu kommen und ihre Kultur besser zu verstehen.

Gesten:

Es gilt als unhöflich, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Auch in die Hüften gestützte Arme können als Zeichen von Aggression oder Streitlust interpretiert werden. Wenn du jemanden heranwinken möchtest, dann immer mit der Handfläche nach unten.

Als Tourist könnte es dich überraschen, dass in Bali nicht immer in einer Reihe gewartet wird oder dass Autofahrer selten Fußgängern den Vorrang lassen. Das ist hier jedoch nichts Unhöfliches, sondern einfach die Art, wie es gemacht wird.

Diese entspannte Haltung gegenüber Zeit ist für viele Besucher gewöhnungsbedürftig. Der Ausdruck Jam Karet („Gummizeit“) beschreibt die lockere Einstellung der Indonesier zu Pünktlichkeit. Verspätungen sind keine Seltenheit, und oft wird „Verkehr“ als Ausrede genutzt – ob wahr oder nicht. Wenn du nicht gerade ein geschäftliches Treffen hast oder unter Zeitdruck stehst, kann diese Gelassenheit sogar entspannend sein.

Vor dem Betreten eines Hauses sollten die Schuhe ausgezogen werden. In manchen Behördengebäuden kann es vorkommen, dass Sandalen nicht erlaubt sind, aber das ist eher selten.

Die Balinesen sind sehr offen und gesellig. Ein Gespräch mit einem Fremden kann nach wenigen Sekunden beginnen, besonders in weniger touristischen Gegenden oder im Norden der Insel. Manchmal enden diese Begegnungen sogar mit einer Einladung zum Abendessen.

Geld & Armut

Bali ist im Vergleich zu anderen indonesischen Inseln wohlhabender, doch viele Balinesen, insbesondere Angestellte in Hotels, Restaurants oder Geschäften, führen ein bescheidenes Leben. Der Durchschnittslohn für viele Beschäftigte im Tourismussektor liegt bei weniger als 200–300 US-Dollar im Monat. Eine Auslandsreise bleibt für die meisten ein unerreichbarer Traum, und selbst die Fahrt in ihre Heimatdörfer auf anderen Inseln ist oft nicht erschwinglich.

Viele Balinesen nehmen an, dass alle ausländischen Besucher reich sind – nicht nur wegen der hohen Hotelpreise, sondern auch, weil ihnen der Lebensstandard in anderen Ländern unbekannt ist. Deshalb ist es eine schöne Geste, nicht mit Reichtum zu protzen, Geld nicht offen zu zeigen oder verschwenderisch zu sein. Bescheidenheit und Respekt für die Menschen in einem Entwicklungsland mit niedrigen Löhnen und wenig sozialer Absicherung sind sehr geschätzt.

Nacktheit & Kleiderordnung

Auch wenn du gelegentlich Balinesen beim Baden in Flüssen nackt sehen kannst, solltest du am Strand immer einen Badeanzug tragen. Oben-ohne ist in Bali nicht erlaubt, auch wenn die Insel in Bezug auf Kleidung die offenste in ganz Indonesien ist.

Viele junge Männer und sogar ältere Männer laufen oft oberkörperfrei durch die Straßen, gehen so einkaufen oder in Bars und Restaurants – eine Freiheit, die sie zuhause vielleicht nicht haben. Die Balinesen äußern sich selten dazu, aber es gilt als unhöflich, und viele werden darüber schmunzeln. Daher empfehlen wir, außerhalb von Stränden oder Pools zumindest ein T-Shirt oder Tanktop zu tragen.

Balinesische Frauen tragen oft Shorts oder figurbetonte Kleidung. Bali ist vermutlich die einzige indonesische Insel, auf der sich Einheimische in Bezug auf Mode so frei fühlen.

Berührungen

Indonesier sind im sozialen Umgang körperlich recht offen, doch es gibt bestimmte Regeln. Nach balinesischem Glauben sind Körperteile unterschiedlich „rein“ oder „unrein“. Daraus ergeben sich bestimmte Umgangsformen.

Der Kopf gilt als heilig, denn er beherbergt das „Tor Shivas“, durch das die Seele in den Körper eintritt. Deshalb solltest du niemals einem Balinesen über den Kopf streichen.

Außer Händchenhalten unter Verliebten, was Balinesen offen tun, sind romantische oder emotionale Gesten in der Öffentlichkeit selten. Besonders in ländlichen Gegenden oder anderen Regionen Indonesiens sieht man keine küssenden Paare. Besucher sollten diesen kulturellen Unterschied respektieren.

Der mittlere Körperbereich gilt als neutral. Früher war es in Bali völlig normal, dass Frauen oben ohne gingen – das sieht man noch in vielen traditionellen Kunstwerken. Doch durch den Einfluss der nationalen Regierung wurden sie gezwungen, ihre Oberkörper zu bedecken.

Von der Taille abwärts gilt der Körper als unrein. Daher wird es als respektlos empfunden, mit den Füßen auf Dinge zu zeigen.

Die linke Hand gilt als „schmutzig“. Man gibt und nimmt mit der rechten Hand oder beiden Händen, wobei die linke Hand leicht hinter der rechten gehalten wird, ohne den anderen zu berühren.

Religiöse Zeremonien und private Einladungen

Teilnahme an religiösen Veranstaltungen

Religiöse Zeremonien in Indonesien sind keine Touristenattraktionen. Besucher sind oft willkommen, müssen aber einige einfache Regeln beachten. Zum einen ist es wichtig, angemessen gekleidet zu sein. Du solltest mindestens einen Sarong tragen, der deine Beine vollständig bedeckt, und idealerweise deine Schultern bedecken (keine Tanktops). An den Eingängen der Tempel kann man oft Sarongs ausleihen oder mieten. Alternativ kannst du in den umliegenden Geschäften für etwa 5-10 US-Dollar einen kaufen und ihn als schönes Souvenir mit nach Hause nehmen.

Bei besonderen Zeremonien, zu denen du persönlich eingeladen wurdest – etwa bei Familienverbrennungen – solltest du die volle traditionelle Kleidung tragen. Dazu gehören ein Sarong, eine Selendang-Schärpe und eine Udeng-Kopfbedeckung. Wenn eine Zeremonie vor dir stattfindet, bleibe respektvoll im Hintergrund und vermeide es, zwischen den Gläubigen, dem Priester oder den Schreinen hindurchzugehen. Blitzlicht ist im Tempel nicht erlaubt, aber Fotografieren ist in der Regel gestattet. Und wenn du dich der balinesischen Kultur anpassen möchtest, vergiss nicht zu lächeln! Falls du unsicher bist, wie du dich verhalten sollst, lächle einfach die Einheimischen an und frage höflich nach.

Soziale Gepflogenheiten

Die Balinesen duschen (mandi) in der Regel zweimal täglich – morgens und spät nachmittags. Da die Menschen früh schlafen gehen, sind soziale Besuche am besten zwischen Sonnenuntergang und 21 Uhr angebracht. Zu formellen Anlässen wie Hochzeiten oder Zahnfeil-Zeremonien bringt man traditionell kleine Geschenke, sogenannte oleh-oleh, mit. Kekse sind eine übliche und willkommene Aufmerksamkeit.

Die Sitzordnung bei Zeremonien spiegelt oft den sozialen Status wider. Besonders in ländlichen Gegenden essen Balinesen häufig mit der rechten Hand und verzichten auf Besteck. Wenn Besteck genutzt wird, dann meist nur ein Löffel und eine Gabel – Messer sind eher unüblich.

Wenn Besucher zu Gast sind, wird ihnen traditionell eine Tasse Tee oder Kaffee und einige Kekse serviert. Die höfliche Etikette verlangt, mit dem Essen oder Trinken zu warten, bis der Gastgeber dazu einlädt. Falls dein balinesischer Gastgeber während der Mahlzeit schweigt, ist das völlig normal. Außer in modernen Haushalten sitzen die Balinesen oft lieber auf dem Boden als auf Stühlen.

Wenn du balinesische Freunde oder Bekannte zu Hause besuchst, könnte es sein, dass sie dir ein Geschenk überreichen. In der balinesischen Tradition wird oft erwartet, dass Geschenke irgendwann erwidert werden – je großzügiger du bist, desto höher wird dein sozialer Status angesehen.